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Die Epoche des Barock
Es ist alles eitel
Andreas Gryphius 1637
Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein:
Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden.
Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch’ und Bein,
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.
Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?
Ach! Was ist alles dies, was wir für köstlich achten,
Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind;
Als eine Wiesenblum’, die man nicht wieder find’t.
Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten!
Aufgabe 1:
- Versuche, möglichst viele formale Merkmale dieses Gedichts zusammenzutragen.
- Welche Attribute beschreiben die Form des Gedichts am besten?
Aufgabe 2:
- Welches Lebensgefühl transportiert dieses Gedicht?
- An welchen Versen kannst du das belegen?
Hintergründe zum Barock
Epochaler Zeitraum (ca. 1620-1720)
Der Name „Barock“ stammt vom portugiesischen Wort „barocco“ oder „barocca“ was in etwa mit „seltsam geformte Perle“ oder „schiefrunde Perle“ bzw. „schiefrunde Muschel“ übersetzt werden könnte. Der Begriff wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts offiziell zum Epochenbegriff, allerdings wurde er bereits im 18. Jh. in Frankreich als Bezeichnung („baroque“) für Kunstformen gebraucht, die dem klassizistischen Geschmack der Franzosen nicht entsprachen; der Begriff war also ursprünglich abwertend gemeint.
Historischer Hintergrund: Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) erlebte das Deutsche Reich einen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verfall. Etwa ein Drittel des deutschen Volkes kam durch die Folgen des Krieges um. Doch waren nicht hohe Kriegsverluste dafür verantwortlich, sondern das Wüten der Pest in fast allen großen und kleinen Städten.
Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges bildete sich in Deutschland der Territorialabsolutismus heraus. Die Einflussnahme des Staates griff auf alle Lebensbereiche, von Erziehung, Bildung, Wirtschaft und Religion und machte klare Vorgaben. So war selbst die Autonomie der Kirche nicht mehr gewährleistet und sorgte immerwieder für Konflikte zwischen dem Vatikan und den Fürsten. Das Leben an den absolutistischen Fürstenhöfen hatte den französischen Absolutismus in Versailles zum Vorbild. Luxuriöse Bauten wurden errichtet und ein verschwenderisches Leben geführt.
Der Barock war die erste Epoche, die in Deutschland zur Folge hatte, dass Gedichte von nun an nichtmehr auf Latein, sondern erstmals auf Deutsch veröffentlicht wurden.Für die Literaturreform an sich steht Martin Opitz mit seinem Werk „Buch von der Deutschen Poeterey“ (1624), in dem er klare Vorgaben zum strengen Aufbau aller möglicher Textarten gibt. Die penible Einhaltung der formalen Vorgaben des Gedichtes steht in der Epoche des Barock eindeutig vor der Vermittlung einer Botschaft bzw. auch vor der Aussagekraft des Inhalts.
Grundmotive
Die entscheidende Botschaft der sonst eher formal bemerkenswerten Gedichte des Barock war die Vermittlung der drei Grundmotive, von denen sich mindestens eins in eigentlich allen Werken des Barock finden lässt:
„Memento Mori“: (lat. = „Erinnere dich des Moments / Bedenke, dass du sterben musst“) Das memento mori-Motiv drückt ein erdrückendes Todesbewusstsein aus. Dazu zählt die häufig wiederholte Erinnerung an den (nahen) Tod (vgl: Historischer Hintergrund). Es bezieht sich mehr auf den Tod und das Sterben als auf das Leben und bildet so (ganz im antithetischen Charakter des Barock) den Kontrast zum im folgenden erklärten Motiv des „Carpe Diem“ „Carpe Diem“: (lat. = „ergreife / nütze / pflücke / (genieße) / Nutze den Tag“). Dieses Motiv ruft dazu auf, fröhlich zu sein, den Tag bewusst zu erleben und zu genießen und die Gedanken an die Vergänglichkeit nicht allzu schwer auf sich lasten zu lassen. Das Carpe Diem-Motiv orientiert sich an den Freuden des Lebens und kaum auf den Tod ein und steht so im Kontrast zum memento mori-Motiv. „Vanitas“: (lat. = „Vergänglichkeit“, „Eitelkeit“, „Nichtigkeit“, „Misserfolg“, oder im weiteren Sinne auch „Vergänglichkeit der Welt“). Das Vanitas-Motiv ist dem Lebensgefühl des memento mori ähnlich, da sie sich beide mit dem Tod und der Vergänglichkeit beschäftigen anstatt das noch bevorstehende Leben zu preisen. Hierbei steht nicht der Tod an sich, sondern die Vergänglichkeit und Nichtigkeit des Menschen im Vordergrund. Dies ist auch in Zusammenhang zu sehen mit der hohen Bedeutung der Transzendenz d.h. des christlichen Glaubens an ein besseres Leben im Jenseits verbunden und förderte das Gefühl der eigenen Vergänglichkeit. Allerdings ist das Resultat nicht immer ein negatives, da die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod das Todesmotiv des memento mori übersteigt und so in ein positives Gefühl umkehren kann.
Die Intention der drei Motive lässt sich vor allem in einem Punkt verknüpfen: Der Abkehr vom weltlichen und vom Materialismus und der Zuwendung zum christlichen Glauben.
Das Sonett
Eine besondere, zur Zeit des Barock bevorzugte, Form der Lyrik bildet das sogenannte Sonett. Das Sonett besteht aus 2 Quartetten zu Beginn und 2 Terzetten zur Abrundung des Gedichtes. Das gängigste Versmaß zur Zeit des Barock ist der sogenannte Alexandriner: Es handelt sich um einen jambischen Vers mit insgesamt 6 Hebungen und der Zäsur nach der dritten Hebung.
Antithetik
Diesseits ⇔ Jenseits
Ewigkeit ⇔ Zeit
Schein ⇔ Sein
Spiel ⇔ Ernst
Lebensgier ⇔ Todesbewusstsein
Aufbau ⇔ Zerstörung
Blüte ⇔ Verfall
carpe diem ⇔ in memento mori
Erotik, Wollust ⇔ Tugend, Askese
Wohlstand ⇔ Armut
Gesundheit ⇔ Krankheit
Ein häufig verwendeter Begriff zur Beschreibung des lyrischen Stils des Barock ist der Begriff des „barocken Manierismus“, also frei Übersetzt die barocke Übertreibung, die sich z.B. in Metaphernreichtum, Wiederholung/Aufzählung von ähnlichen Motiven, Allegorien und vielen anderen rhetorischen Figuren manifestiert. Ziel des Autoren war es also, ein möglichst kunstvoll gestaltetes Werk zu schaffen, bei dem die Einhaltung der literarischen Normen entscheidender war als die Korrektheit oder auch logische Anordnung des Inhalts.
Das Ziel des klaren, strengen Aufbau der Lyrik war dementsprechend die Schaffung einer Gattung der Literatur, die als Gegenstück zur Vergänglichkeit und des Todes bis in alle Ewigkeit bestehen sollte. Die Dichter des Barock wollten also die Vergänglichkeit mit Werken für die Ewigkeit übergehen. Der Dichter wollte also vor seinem Tod garantieren nicht in Vergessenheit zu geraten.
Quelle: https://unterrichten.zum.de/wiki/Lyrik_des_Barock
Aufgabe 3:
- Welche Informationen aus dem Text kannst du direkt auf das Gedicht beziehen? Spalte 1: Information / Spalte 2: Stelle im Gedicht / Spalte 3: Kommentar