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- | ===== Die Epoche des Barock ===== | ||
- | **Es ist alles eitel**\\ | ||
- | Andreas Gryphius 1637\\ | ||
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- | Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.\\ | ||
- | Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein:\\ | ||
- | Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein,\\ | ||
- | Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden.\\ | ||
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- | Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden.\\ | ||
- | Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch’ und Bein,\\ | ||
- | Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.\\ | ||
- | Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.\\ | ||
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- | Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehn.\\ | ||
- | Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?\\ | ||
- | Ach! Was ist alles dies, was wir für köstlich achten,\\ | ||
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- | Als schlechte Nichtigkeit, | ||
- | Als eine Wiesenblum’, | ||
- | Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten!\\ | ||
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- | ==== Hintergründe zum Barock ==== | ||
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- | === Epochaler Zeitraum (ca. 1620-1720) === | ||
- | Der Name „Barock“ stammt vom portugiesischen Wort „barocco“ oder „barocca“ was in etwa mit „seltsam geformte Perle“ oder „schiefrunde Perle“ bzw. „schiefrunde Muschel“ übersetzt werden könnte. Der Begriff wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts offiziell zum Epochenbegriff, | ||
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- | Historischer Hintergrund: | ||
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- | Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges bildete sich in Deutschland der Territorialabsolutismus heraus. Die Einflussnahme des Staates griff auf alle Lebensbereiche, | ||
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- | Der Barock war die erste Epoche, die in Deutschland zur Folge hatte, dass Gedichte von nun an nichtmehr auf Latein, sondern erstmals auf Deutsch veröffentlicht wurden.Für die Literaturreform an sich steht Martin Opitz mit seinem Werk „Buch von der Deutschen Poeterey“ (1624), in dem er klare Vorgaben zum strengen Aufbau aller möglicher Textarten gibt. Die penible Einhaltung der formalen Vorgaben des Gedichtes steht in der Epoche des Barock eindeutig vor der Vermittlung einer Botschaft bzw. auch vor der Aussagekraft des Inhalts. | ||
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- | === Grundmotive === | ||
- | Die entscheidende Botschaft der sonst eher formal bemerkenswerten Gedichte des Barock war die Vermittlung der drei Grundmotive, | ||
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- | „Memento Mori“: (lat. = „Erinnere dich des Moments / Bedenke, dass du sterben musst“) Das memento mori-Motiv drückt ein erdrückendes Todesbewusstsein aus. Dazu zählt die häufig wiederholte Erinnerung an den (nahen) Tod (vgl: Historischer Hintergrund). Es bezieht sich mehr auf den Tod und das Sterben als auf das Leben und bildet so (ganz im antithetischen Charakter des Barock) den Kontrast zum im folgenden erklärten Motiv des „Carpe Diem“ | ||
- | „Carpe Diem“: (lat. = „ergreife / nütze / pflücke / (genieße) / Nutze den Tag“). Dieses Motiv ruft dazu auf, fröhlich zu sein, den Tag bewusst zu erleben und zu genießen und die Gedanken an die Vergänglichkeit nicht allzu schwer auf sich lasten zu lassen. Das Carpe Diem-Motiv orientiert sich an den Freuden des Lebens und kaum auf den Tod ein und steht so im Kontrast zum memento mori-Motiv. | ||
- | „Vanitas“: | ||
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- | Die Intention der drei Motive lässt sich vor allem in einem Punkt verknüpfen: | ||
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- | === Das Sonett === | ||
- | Eine besondere, zur Zeit des Barock bevorzugte, Form der Lyrik bildet das sogenannte Sonett. Das Sonett besteht aus 2 Quartetten zu Beginn und 2 Terzetten zur Abrundung des Gedichtes. Das gängigste Versmaß zur Zeit des Barock ist der sogenannte Alexandriner: | ||
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- | === Antithetik === | ||
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- | Diesseits ⇔ Jenseits\\ | ||
- | Ewigkeit ⇔ Zeit\\ | ||
- | Schein ⇔ Sein\\ | ||
- | Spiel ⇔ Ernst\\ | ||
- | Lebensgier ⇔ Todesbewusstsein\\ | ||
- | Aufbau ⇔ Zerstörung\\ | ||
- | Blüte ⇔ Verfall\\ | ||
- | carpe diem ⇔ in memento mori\\ | ||
- | Erotik, Wollust ⇔ Tugend, | ||
- | Wohlstand ⇔ Armut\\ | ||
- | Gesundheit ⇔ Krankheit\\ | ||
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- | Ein häufig verwendeter Begriff zur Beschreibung des lyrischen Stils des Barock ist der Begriff des „barocken Manierismus“, | ||
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- | Das Ziel des klaren, strengen Aufbau der Lyrik war dementsprechend die Schaffung einer Gattung der Literatur, die als Gegenstück zur Vergänglichkeit und des Todes bis in alle Ewigkeit bestehen sollte. Die Dichter des Barock wollten also die Vergänglichkeit mit Werken für die Ewigkeit übergehen. Der Dichter wollte also vor seinem Tod garantieren nicht in Vergessenheit zu geraten. | ||
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